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Zur NutzerInnenstruktur von Selfstorage-Angeboten

03. Dezember 2013
Martin Gerhardus
Wohnen & Leben
Dinge & Lagern

In seinem Beitrag zum Thema „Storage Places – Facilitatorinnen veränderter Lebensrealitäten“ vom 28. November 2012 wirft der Autor, Martin Schinagl, zum Schluss noch eine interessante Frage auf, auf die ich an dieser Stelle eingehen möchte – nämlich die Frage inwieweit sich die Nutzerinnenstruktur von Storage Places vor allem aus wohlhabenderen und unterschichtenverdrängenden Gentry zusammensetzt.

Sowohl meine persönliche subjektive Erfahrung aus 13 Jahren SelfStorage im deutschsprachigen Raum als auch unsere sehr genauen und objektivierten Kundenanalysen (bei MyPlace gibt es derzeit 18.000 Kunden in D, A und CH) zeigen, dass SelfStorage-Anlagen jede Bevölkerungsschicht bedienen. Nicht nur wohlhabende, sondern auch sozial benachteiligte Menschen kommen zuweilen in die Situation, einen auf ihre Bedürfnisse abgestimmten externen Lagerraum zu nutzen.

Wenn man bedenkt, dass die kleinsten Lagerabteile bei MyPlace ab 29,- Euro pro vier Wochen zu mieten sind, versteht man, dass z. B. Obdachlose u. U. lieber ihr letztes Hab und Gut in einer SelfStorage-Anlage in Sicherheit bringen, als es den Gefahren des Straßenlebens auszusetzen. Für Andere wiederum bedeutet die Miete eines kleinen zusätzlichen Lagerraumes außer Haus die Möglichkeit in der (zu) kleinen Wohnung zu verbleiben, ein teurer Umzug kann vermieden und die gewohnte Umgebung und das soziale Umfeld beibehalten werden. Für kleine Gewerbetreibende ist die Miete eines flexiblen saisonalen Warenlagers in Form eines kurzfristigen und jederzeit kündbaren SelfStorage-Abteils schlichtwegs die Grundvoraussetzung für ihr unternehmerisches Treiben und damit für ihren Lebensunterhalt, denn sie könnten sich die Miete eines geeigneten Geschäftslokals nicht leisten.

Auch Petra Beck, die ihre Magisterarbeit am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema „Restopia – Selfstorage als urbane Praxis“ geschrieben hat, stellt auf Seite 120 fest, dass „Selfstorage sich nur schwer sozialen Schichten zuordnen lässt. Faktoren wie Abteilgröße oder Nutzungsdauer lassen meist keinen unmittelbaren Rückschluss auf die sozioökonomische Lage der Nutzer zu. Das ein Quadratmeter große Abteil kann die letzten Habseligkeiten einer prekären Existenz ebenso beherbergen wie die Opernkleider für die Salzburger Festspiele… Fünf Quadratmeter große Abteile werden in einigen Fällen auch vom Job-Center für das Einlagern der Wohnung eines wohnungslos Gewordenen bezahlt.“

SelfStorage ist zwar zweifelsohne ein Phänomen unserer Konsumgesellschaft, trägt jedoch nicht zur Verdrängung der sozial Schwachen, sondern viel eher zur Befriedigung eines Bedürfnisses bzw. zur Lösung eines Problems bei – nämlich Platzschaffung bzw. Platzmangel – das in unserer immer mobileren, konsumorientierten und anonymisierten Gesellschaft bei den unterschiedlichsten sozialen Schichten zunehmend zum Thema wird.

Wir nehmen unsere soziale Verantwortung als großes erfolgreiches Unternehmen aber auch sehr ernst.  Einigen Tafeln im deutschsprachigen Raum stellt MyPlace-SelfStorage das ganze Jahr über kostenlos Lagerabteile für die Unterbringung von Spenden und Lagerware zur Verfügung.  Zudem haben wir vor drei Jahren die Spendenaktion „Weihnachtsfreude weitergeben“ in Kooperation mit den ortsansässigen Tafelorganisationen der meisten Großstädte in denen MyPlace in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig ist, ins Leben gerufen, die wir auch in diesem Jahr wieder durchführen.

Martin Gerhardus

Porträtfoto Martin Gerhardus

Martin Gerhardus gründete 1999 mit zwei Geschäftspartnern das Unternehmen MyPlace-SelfStorage, dem größten Lagerraumanbieter im deutschsprachigen Raum und schloss mit der unkomplizierten Vermietung von individuellen Lagerabteilen in flexiblen Größen eine Marktlücke.